Auf diesem Foto spiele ich das Shure Green Bullet. Man kann sehr gut sehen, wie groß es ist.
Das
elektrische Spiel ist auch ein äußerst interessanter Bereich, den du spätestens bei eigenen Auftritten kennen solltest. Die entscheidenden Komponenten sind hier das richtige Mikrophon und der
geeignete Verstärker. Um diese gut auswählen zu können, möchte ich dir ein paar Anregungen geben:
Verstärker - Amps:
- Er macht das Eingangssignal des Mikrophons erst hörbar.
- Für die Harp sind Röhrenverstärker meistens besser geeignet als
Transistoramps. Sie produzieren weniger Rück-koppelungen (das lästige Pfeifen auf der Bühne) und verzerren wesentlich schneller und weicher als die Transistorfraktion.
- Dieser Punkt ist aber bei den Transistoramps mittlerweile schon stark
relativiert worden. Die Technik ist erheblich besser geworden.
- Da Röhrenamps auch deutlich mehr Druck erzeugen, reichen 15–30 Watt im
Regelfall auf einer kleinen Bühne (Raum bis 100 Gäste) und im Studio vollkommen aus.
- Ich spiele am liebsten mit einem Hughes & Kettner Röhren-amp mit 20
W.
- 60 W Röhrenamps sind da eher auf einer großen Bühne anzusiedeln, denn damit
bringst du locker alles zum Vibrieren.
- Hier ist wirklich Vorsicht geboten, diese Dinger sind abartig laut und
teuer.
- Es ist oft besser, einen kleinen Amp zu verwenden, der dann über die PA
Anlage abgenommen wird.
- So hat man den Röhrensound und ist trotzdem sehr sehr laut. Der Vorteil
hier: die Bühnenlautstärke bleibt moderat.
- Röhrenamps bekommst du ab € 250 aufwärts. Der Normalpreis bewegt sich bei €
500 – 800.
- Transistoramps sind deutlich günstiger, wobei die richtig guten Amps auch
hier um die € 500 - 1000 kosten.
Das Video zu den Amps:
https://youtu.be/8enPx4Xbdjw
Eine Einführung in die Einstellung von Amps:
https://youtu.be/KIZwagww2IA
Mikrophone:
-
Bei den Mikrophonen empfehle ich
eher die kleinen, handlichen dynamischen* Typen. Damit kannst du alle akustischen Effekte ohne Einschränkung spielen.
-
Ich habe z. B. ein Sennheiser E604 mit einem Gewicht von nur 69 Gramm. Dieses
Mik ist sehr klein und verträgt mit Abstand den größten Schalldruch aller mir bekannten Mikrophone. Der Klang wird hier allerdings clean übertragen. Aber eine Kombination mit einem
Röhrenverstärker klingt dennoch richtig gut.
-
Mit solchen kleinen Miks kann man das Handvibrato ohne Einschränkungen
zelebrieren.
-
Wenn du aber keine Scheu vor etwas schweren und unhandlichen Mikrophonen hast
und den wahren Sound der 50er á la Little Walter zelebrieren willst, nimm z.B, das Blues-Blaster von Hohner oder das 520 D „Green Bullet“ von Shure, die Fahrradlampe.
-
Das Hohner beinhaltet einen Lautstärkeregler, was ich sehr schätze und ist
relativ feedbackunempfindlich.
-
Bei dem Shure gibt es inzwischen auch eine Lautstärkeregelung, aber dieses
Mikrophon pfeift leider sehr gerne und schnell, wobei dieser Punkt bei den neuen Modellen wohl weitestgehend eleminiert wurde.
- Es kann auch sinnvoll sein, Mikrophone über den Mikrophon-ständer zu spielen.
- Der Nachteil: Man spielt sehr statisch vor dem Mikrophon und kann sich wenig bewegen.
- Der Vorteil: Man kann sehr nah am Mikrophon spielen oder sich etwas weiter entfernen. Das verändert den Sound und die
Lautstärke, ohne das man viel Aufwand betreiben muss. Sänger machen das genauso.
- Sehr schön sind hier Instrumentenmikrophone wie z.B. das Shure SM 87 oder Beta 87.
- Die üblichen Sängermikrophone würde ich eher ver-meiden, da deren Frequenzbereich auf die Stimme abgestimmt ist, was für
Instrumente eher nicht so gut ist.
Hier empfehle ich aber mal ein Gesangsmikrophon
zu
testen. Wichtig ist immer der persönliche
Geschmack.
Generell gibt es zwei Typen von
Mikrophonen:
- Dynamisch: hier
wird keine externe oder interne Stromspeisung mehr benötigt und dieser Typ gilt als extrem robust, auch beim Herunterfallen. Zudem sind sie im Verhältnis zu den Kondensatormirkophonen sehr, sehr
günstig.
- Kondensator: hier
ist eine externe oder interne Stromspeisung nötig. Es sind aber die deutlich besseren Schallwandler und inzwischen auch sehr robust und somit sogar für die Bühne geeignet. In Studios gibt es fast nur
diese Art von Mikophonen. Dieser Typ ist erheblich teuerer als die dynamische Fraktion, aber eben auch wesentlich hochwertiger in der Klangübertragung.
Tipps für den Mikrophonkauf:
- Achte beim Kauf darauf, dass dir das Handling und das Gewicht gefällt und
kaufe Mikrophone so ab € 100. Das ist bereits eine gute Qualitätsstufe.
- Wichtig ist natürlich auch der Einsatzbereich des Mikophones, also für
welche Musikrichtung soll es verwendet werden oder sind vielleicht zwei Mikrophone mit verschiedenen Klangcharakteren notwendig?
- Kaufe möglichst immer Mikrophone mit XLR (3 Pole) Anschluss.
- Die Kabel rutschen dann nicht aus dem Mik, wenn du versehentlich darauf
trittst.
- Die Klinkenanschlüsse sind in diesem Punkt eher stark
gefähret.
- D.h. für den Anschluss eines Mikrophons zum Amp empfehle ich ein sehr gutes,
flexibles Kabel mit XLR Anschluss für das Mik und Klinkenanschluss für den Amp.
Das Video zu den Mikrophonen:
https://youtu.be/lWJhGu-rLzk
Elektrische Effekte:
-
Effekte sind immer sehr beliebt,
aber mit Vorsicht zu genießen.
-
Sie sind nämlich im Regelfall nur für Gitarristen bzw. Bassisten ausgelegt und
damit nicht unbedingt für die Harp geeignet.
-
Vor allem auf der Bühne stellt sich schnell heraus, ob der soeben erstandene
Effekt überhaupt für die Harp tauglich ist.
-
Hier pfeift es ggf. sehr schnell oder im Zusammenspiel mit anderen Musikern
klingt der Effekt nicht mehr so, wie daheim.
-
Ich verwende inzwischen nur noch einen digitalen Halleffekt, wenn der
verwendete Verstärker keinen Hall besitzt. Er verleiht dem Klang einen räumlichen Charakter.
Die in den Verstärkern meistens
eingebauten Hallspiralen sind
oft nicht so gut für einen guten
Halleffekt.
- Die Verzerrung erreiche ich durch den Röhrenverstärker.
- Mittlerweile sind hier aber auch die Transistoramps sehr
gut.
Um das für sich geeignete Equipment zu finden ist es auf jeden Fall sinnvoll, mehere Effekte auszuprobieren.
Kabel:
-
Kabel stellen die Verbindung
zwischen Mikrophon, Effekten, Verstärker und PA her.
-
Achte darauf, dass diese nicht zu lang sind, denn dann verlieren sie aufgrund
des erhöhten Widerstandes wieder einiges vom Signal, bevor es am Amp angekommen ist.
-
Kabel müssen unbedingt trittfest und in der Ummantelung flexibel
sein.
-
Kauf immer hochwertige Ware, der Preis ist da eher
Neben-sache.
Das Video zu dem Thema Kabel:
https://youtu.be/wvxwkOo1dYM
Tipps zum
Equipment:
Grundsätzlich solltest du dir beim Kauf deines Equipments immer klar machen,
dass der Sound von dir kommt und nicht von der Elektrik. Der akustische Sound ist auch hier entscheidend. Ist dein Sound gut, ist die elektrische Verstärkung ein Hochgenuss, ansonsten werden die
Spielfehler eher noch deutlicher aufgedeckt.
- Probiere vor allem viele verschiedene Produkte aus, um letztlich das für dich geeignete zu finden. Wenn du z.B. schon
einen Verstärker hast den du einsetzen möchtest, nimm diesen ruhig zum Mikrophonkauf mit. So kannst du schnell beurteilen, was zusammen passt.
- Beim Mikrophon- und Verstärkerkauf ist immer das wichtigste, welche Sounds du haben willst. Für eine richtig
kernige Verzerrung ist ein Röhrenamp unabdingbar und das Mikrophon sollte dies unterstützen.
- Ich persönlich kombiniere einen Röhrenamp von Hughes und Kettner mit einer Leistung von 20W mit einem Bläsermikrophon,
dem Sennheiser e604. Das ist für mich die geeignetste Kombination. Harp Mikrophone vermeide ich, da sie gerne Feedbackschleifen produzieren, schwer und unhandlich sind. Ich brauche mit den
Händen absolute Bewegungsfreiheit und will eine cleane Soundübertragung beim Mikrophon haben. Der Sound soll von mir kommen.
- Ganz wichtig ist es auch, nicht nur nach dem Preis zu gehen. Kauf dir lieber ein gutes Equipment, als ein momentan
günstiges, aber letztlich nicht so befriedigendes.
- Schau dir deinen Bedarf genau an. Soll die Ausrüstung für den Übungsraum oder die Bühne bzw. Strassenmusik sein? So
werden Fehlkäufe vermieden.
Auf diesem Foto verende ich ein Harp Mikrophon von Nady im Ständer: