Die Videos dazu:
Die grundlegenden Techniken
Das Bending mit Spitzmund und die Alternative
Das Optimieren von dem Ton G auf Kanal 2 ziehen
Optimierung des Bending
Die Abstufungen auf Kanal 2 und 3
Der Umgang mit dem chromatischen Stimmgerät zur Bending Kontrolle
Das Bending auf anderen Kanälen
Das Bending ist am besten mit dem Verändern eines Pfeiftones zu vergleichen. Wenn man einen Ton pfeift, kann man ihn automatisch mit dem Mund so verändern, dass er tiefer klingt, ohne darüber nachdenken zu müssen. Ebenso verhält es sich, wenn man den Pfeifton nicht bläst, sondern zieht. Man muss die Veränderungen im Mund nur genau verfolgen und wird feststellen, dass dabei immer die Zunge nach hinten geschoben wird, wenn man den Ton tiefer haben will. Je tiefer der Ton klingt, desto mehr wird die Zunge nach hinten in den Rachenraum geschoben. Das ist es, was wir auf den Kanälen 1-6 in den Ziehtönen beim Bending machen. Die Zunge wird etwas übertrieben nach hinten, unten in den Rachen gelegt. Wenn die Zunge nur waagerecht nach hinten verschoben wird, ist der Bend Effekt gleich Null, es tut sich gar nichts. In diesem Fall haben wir lediglich eine Mundholraumveränderung mit der Zunge bewirkt. Interessanter Weise hat aber die Mundholraum-veränderung auf Kanal 1 ziehen auf der C Harp den Effekt, dass der Ton tatsächlich deutlich tiefer erklingt, wenn die Zunge in der Waagerechten nach hinten geschoben und oder der Unterkiefer nach unten gelegt wird. Das funktioniert allerdings nur auf dem 1. Kanal und nur bei der C Dur Harp. Hier heißt es bei den Bending-übungen aufpassen: Der Unterkiefer bleibt vorerst immer oben! Der tiefere Ton ist beim Bending auch deutlich kräftiger als bei der reinen Mundholraumveränderung.
Auf der Harp wird nun genau das gleiche Prinzip angewandt, wie bei der Veränderung der Pfeiftones. Dazu wählen wir zuerst Kanal 1 ziehen aus und versuchen, die Zungenstellung so zu verändern, als ob man den Pfeifton beim Einziehen der Luft verändern würde. Der Kanal 1 auf der C Harp hat den Vorteil, sehr leicht auf das Bending zu reagieren. Nach dem Kanal 1 sollten die anderen Kanäle idealer Weise in nachfolgender Reihenfolge versucht werden, da so das Bending am einfachsten realisiert werden kann: 4, 5, 6, 3 und ganz zum Schluss erst Kanal 2. Dieser ist mit Abstand der schwierigste und von daher sollte er erst am Schluss eingeübt werden.
Es können folgende Bend - Töne erzeugt werden:
Kanal
1 ziehen: D Db
2 ziehen: G Gb, F
3 ziehen: B Bb, A, Ab
4 ziehen: D Db
5 ziehen: F E (ca. 1/4 Halton, kein E!!)
6 ziehen: A Ab
7 blasen: C B
8 blasen: E Eb
9 blasen: G Gb
10 blasen: C B, Bb
Es gibt in diesem Zusammenhang nur eins, dass es zu beachten gilt, da in der Regel der Kanal 2 nicht richtig intoniert wird: Die Kanäle 2 ziehen und 3 blasen beinhalten die gleichen Töne, also G auf der C-Harp!
Wenn der Kanal 2 ziehen nicht so gut klingt, spiel erst den 4. Kanal ziehen an, achte hier auf die korrekte Intonation und schau dir die Stellung der Zunge und des Unterkiefers an, dann halte den Luftstrom und rutsche mit dem gleichen Ansatz schnell über den 3. auf den 2. Kanal runter und halte den Ton hier etwas länger zur Kontrolle. Normalerweise müsste der Ton G jetzt glasklar erklingen.
Wenn nicht, achte auf die Stellung der Zunge a) wenn ein Ziehton angespielt wird, der keine Probleme bereitet und b) wenn Kanal 2 gezogen wird. Hier ist sicher ein Unterschied der Zungenstellung im Rachen festzustellen, so dass eine Korrektur dahingehend vorgenommen werden kann, dass die Zunge etwas mehr Richtung Zähne geschoben wird, ohne diese zu berühren. Wichtig ist natürlich immer ein lockerer, vollkommen entspannter Ansatz. Auch die Atmung muss auf Kanal 2 locker sein, wie bei der Tiefenatmung. Auf keinen Fall am Ton mit einem zu hohen Luftstrom übermäßig reißen.
Denke daran, dass alle Bending Töne mit dem gleichen Luftstrom anzuspielen sind, wie beim normalen Ton. Selbst bei den tiefen Tönen ist die Intensität des Luftstromes nicht zu erhöhen. Wenn am Anfang das Bending nur durch ein Mehr an Luft gespielt werden kann, ist das natürlich erst einmal kein Problem. Es ist aber ganz wichtig später zu versuchen, die Bending Töne mit dem gleichen Luftstrom wie die regulären Töne anzuspielen. Das erspart es uns, mit permanenten Luftproblemen spielen zu müssen. Nichts ist schlimmer, als keine Luft mehr zu haben, um den Ton mit allen möglichen Facetten spielen zu können.
Grundsätzlich muss Bending sehr leise realisiert werden können und aber auch sehr laut. Letzteres ist unproblematisch, aber das leise Bending ist eine echte Herausforderung. D.h., Bending funktioniert tatsächlich mit einem ganz geringen Luftstrom. Spiel hierzu einen leisen Ton auf Kanal 1 ziehen und versuche jetzt, ohne lauter zu werden, ins Bending zu fallen.
Die korrekte Intonation des Einzeltones ist ebenfalls von elementarer Bedeutung, um auch das Bending perfektionieren zu können, was letztendlich ja das bluesige Spiel ermöglicht. Je mehr Kanäle gleichzeitig gebendet werden, umso mehr Kraft wird im Luftstrom und mit der Zunge benötigt.
Hilfestellung
Wenn es mit dem Pfeifen als Übung nicht so richtig funktioniert, gibt es noch andere Möglichkeiten, die Zunge richtig nach hinten zu verschieben:
Ganz wichtig: Der Hals muss grundsätzlich beim Bending, wie ja auch beim generellen Spiel, immer offen sein, also nicht verkrampft, was ja gerne beim zu starken Einziehen der Luft passiert. Ist der Hals nicht entspannt, kann Bending nicht funktionieren!
Fazit:
Was passiert in der Harp beim Bending?
Das Bending, also das nach hinten legen der Zunge in den Rachenraum, bewirkt ein stärkeres Mitschwingen der zweiten Stimmzunge in dem Kanal, den du gerade anspielst. Wenn du einen Ziehton im Bereich der Kanäle 1-6 anspielst, bewegst du erst einmal nur die untere Ziehzunge. Durch das Bending aktivierst du noch die obere Blaszunge und das ermöglicht es Töne zu spielen, die so eigentlich gar nicht auf dem Instrument vorhanden sind. Wenn du nun einen Blaston in den Kanälen 7-10 anspielst und hier in einem Kanal bendest, bewegt sich die obere Blaszunge und die untere Ziehzunge.
Übungsansatz
Sobald du das Bending auf den Kanälen 1-6 ziehen soweit beherrschst, dass du die Töne ganz nach unten benden kannst, treten noch zwei Problemfelder auf, denen du dich jetzt intensiv widmen kannst. Es sind dies die Kanäle 2 und 3 ziehen, da hier mehrere Bending Töne spielbar sind:
Kanal 2 Kanal 3
G = Grundton B = Grundton
Gb = 1. Bendingstufe Bb = 1. Bendingstufe
F = 2. Bendingstufe A = 2. Bendingstufe
Ab = 3. Bendingstufe
Gut sind die einzelnen Abstufungen mit einem anderen Instrument zu kontrollieren. Ideal ist hier z.B. ein kleines Keyboard mit 3 Oktaven. Es geht aber auch ohne ein anderes Instrument. Nehmen wir uns zuerst den Kanal 2 ziehen vor. Wenn dieser Kanal ganz herunter gebendet werden kann, bist du auf dem Ton F. Versuch jetzt, die Zunge wieder ganz langsam nach vorne zu bewegen, so dass du wieder auf den Ton G kommst. Du hörst so schon, dass da noch ein Ton dazwischen ist. Nun versuch das gleiche wieder ganz langsam in 2 Teilschritten zu spielen. So kommst du vom F auf das Gb (F#) und auf das G. Dann spielst du vom G runter auf Gb und F. Erhöhe bei dieser Übung verhalten die Geschwindigkeit. Bei dem Kanal 3 verfährst du genauso, nur dass du hier statt 2 sogar 3 Teilschritte benden kannst. Auf diese Art bekommst du schon einmal ein Gefühl für die verschiedenen Bending Töne.
Es gibt noch eine weitere gute Übungsmöglichkeit, um die Abstufungen in den Kanälen 2 und 3 zu realisieren. Spiel die C-Dur Tonleiter ab Kanal 1 blasen:
C D E F G A B C
1 1 2 2 2 3 3 4 Kanal
↑ ↓ ↑ 2↓↓ ↓ 2↓↓ ↓ ↑
Du hörst automatisch, wenn jetzt ein Ton nicht richtig ist. Die C-Dur Tonleiter kennst du vermutlich noch aus der Schule, jeder hat diese so weit verinnerlicht, dass ein falscher Ton in dieser Tonleiter sofort auffällt. Wenn du dir die C-Tonleiter vorher noch einmal vorspielen möchtest, spiel diese von Kanal 4 blasen bis 7 blasen, hier brauchst du keine Bending Töne. Auf diese Weise lernst du erst einmal, die Töne F und A richtig zu spielen, also das volle Bending auf Kanal 2 ziehen und die zweite Bending Stufe auf Kanal 3 ziehen. Versuche also erst die Tonleiter sauber zu spielen. Wenn das gut geht, widmen wir uns dem Kanal 3 intensiver. Spiel die Tonleiter bis Kanal 4 blasen und dann wieder zurück auf Kanal 3 ziehen, dann Kanal 3 ziehen mit 2 Bend Stufen. Jetzt halte den Ton A und versuche noch eine Bending Stufe tiefer zu kommen, nämlich auf den Ton Ab. Wenn das geht, lass den Ton langsam von Ab wieder auf A hoch gleiten und spiel dann die C-Dur Tonleiter weiter abwärts: G, F, E, D, C. So kontrollierst du immer wieder, ob das A auch wirklich gestimmt hat. Grundsätzlich sind hier aber nur folgende Bending Töne wirklich interessant: F, F#, Bb und A. Das Ab wird selten benötigt.
Bb
Blasbend B Eb Gb B
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Blasen C E G C E G C E G C
Kanal 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Ziehen D G B D F A B D F A
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Ziehbend Db Gb Bb Db E Ab
F A
Ab
Auf die gleiche Weise versuchst du, vom Ton A ausgehend, den Ton etwas höher auf das Bb gleiten zu lassen, um von dort ganz langsam wieder zu dem A zu benden. Auch hier spielst du dann die C-Dur Tonleiter wieder abwärts mit G, F, E, D, C. Es ist gar nicht so schwer, das Bb gut zu kontrollieren, wenn du vorher die Töne A und B anspielst und genau hörst, wie sie klingen. Dann spielst du das A und lässt den Bendton auf das Bb hochrutschen. Es wird ganz sicher funktionieren, da du nicht zu hoch kommen kannst, denn du weißt ja wie das B klingt. Wenn du also zu hoch auf das B kommst, bende den Ton einfach wieder ein wenig nach unten.
Mit dem Kanal 2 ziehen verfährst du genauso, nur dass hier versucht werden muss, von dem Ton F aus diesen etwas höher auf das F# hoch gleiten zu lassen und umgekehrt.
Hier ist die ultimative Lösung zum richtigen Treffen aller Bending Töne:
Das Üben dieser speziellen Blas- und Ziehtechnik nimmt sehr viel Geduld in Anspruch und sollte einen nicht entmutigen, auf dem Instrument stetig weiter zu üben. Bei mir hat es z.B. ein volles halbes Jahr gedauert, bis ich die Töne überhaupt benden konnte und das genaue Treffen hat noch viel länger gedauert. Für den Blues ist es wichtig, die Töne ins Tiefe Segment verändern zu können. Man kann z.B. den Kanal 2 ziehen von unten anspielen, also statt G spielt man erst das F an und lässt den Ton dann langsam auf das G hoch gleiten. Das klingt sehr bluesig und wird immer wieder gemacht, um dem ganzen einen rauen Klang zu geben, ohne den der Blues nicht vorstellbar ist. Es ist auch sehr wichtig, Bending Töne zu spielen, die nicht in unserem Tonsystem vorkommen wie z.B. ein Bend zwischen B und Bb. Das sind nämlich die eigentlichen Blue Notes!!!
Wenn man diese Übungen regelmäßig macht, stellt sich der Erfolg sehr schnell ein. Nur 5 - 10 Minuten täglich reichen hier vollkommen aus, schon aus Rücksicht auf die Nachbarn oder Familienmitglieder. Ich weiß nur zu gut, wie genervt viele Mitmenschen sind, wenn sie den permanenten Übungsattacken ausgesetzt sind, vor allem wenn es sich um das teilweise nervige Einstudieren der BendingTechnik handelt. Lass dich davon nicht irritieren.