LÖSABSTÄNDE
Die richtige Einstellung der Lösabstände erleichtert das Spiel ganz erheblich. Es ist wie bei
einem Gitarristen, der die Seitenhöhe seinen Bedürfnissen entsprechend einstellt, um bestmöglich spielen zu können.
Wie man das richtig macht, zeige ich immer in den Blues Harp Kursen an einem Instrument,
gerne auch an einer Harp eines Kursteilnehmers, die gerade nicht so gut läuft.
Unter dem Begriff Lösabstand versteht man den Abstand der Stimmzungenspitze zu der
Stimmplatte im Ruhezustand.
Hier ist das Video dazu:
https://youtu.be/IBHdygwCLvs
Die Einstellung wird folgendermaßen vorgenommen:
- Wenn der Abstand zu groß ist, muss die Stimmzunge vorsichtig in kleinen Schritten durch den
Schlitz der Stimmplatte gedrückt werden, bis dieser korrekt ist. Wichtig dabei: Die Stimmzunge wieder zurückschwingen lassen, bevor sie ggf. erneut vorsichtig gebogen wird. Zudem bitte immer nur im
ersten Drittel der Stimmzungenspitze die Biegung einleiten, da ansonsten die Stimmzungen brechen könnte.
- Ist der Abstand zu klein, wird die Zunge in kleinen Schritten leicht angehoben. Auch hier
wie oben beschrieben verfahren.
- Hierzu kann folgendes Werkzeug verwendet werden:
- ein dünner Schraubendreher, der an der Spitze
abgerundet
ist, da ansonsten das Instrument durch
eventuellen
Materialabtrag verstimmt werden
kann.
- Am besten geeignet ist hier ein Werkzeug vom Zahnarzt:
ein
kleiner Spatel, den man mittlerweile überall bekommen
kann.
Er ist dünn und alles ist
abgerundet.
- Sehr gut geeignet ist auch eine simple dünne Stricknadel
aus
Kunststoff. Das schöne hierbei ist, dass sie überall zu
bekommen und unschlagbar günstig ist. Auch hier ist alles
abgerundet und sie passt wunderbar in die Kanäle.
- Solange die Stimmzungen nicht zu stark gebogen werden, besteht keinerlei Bruchgefahr. Daher
sind sie immer nur ein wenig anzuheben oder zu senken und dann sollten sie erst wieder zurückfedern, um die Einstellung zu überprüfen. Jetzt kann bei Bedarf wieder erneut angesetzt werden. Zur
nachträglichen Optimierung der Ansprache ist es am besten immer nur in ganz kleinen Schritten die Lösabstände zu verändern und gleich im Spiel das Ergebnis zu testen.
- Federt die Stimmzunge nicht oder nur langsam zurück, ist sie nicht mehr funktionsfähig und
muss ausgetauscht werden.
- Der Richtwert des Lösabstandes orientiert sich immer daran, wie dick die Stimmzunge auf
Kanal 1 ist. Hier wird der Lösabstand so eingestellt, dass er so groß ist, wie die Stimmzungenspitze dick ist.
- Nach diesem Wert auf Kanal 1 werden alle weiteren Lösabstände in folgender Form
ausgerichtet: auf jedem weiteren Kanal wird jetzt der Lösabstand immer etwas kleiner ausfallen, bis er auf Kanal 10 fast null beträgt.
Ganz wichtig bei der Einstellung:
- Ein geringer Lösabstand verbessert die Ansprache der Harp bei geringem
Anblasdruck, da die Luftdichtigkeit erheblich erhöht wird. Der Nachteil ist, dass die Töne jetzt bei sehr lautem Spiel ggf. abbrechen, also plötzlich kein Ton mehr erklingt.
- Hat man einen hohen Anblasdruck, sollte man den Lösabstand nicht zu klein ausfallen lassen. Das entspricht meiner Grundeinstellung, die ich oben beschrieben habe. Der Nachteil ist hier der etwas
höhere Luftverlust. Dennoch ist es für Spieler mit hohem Blasdruck, wie z.B. bei mir, erheblich besser, die Lösabstände ein wenig größer ausfallen zu lassen, da das Instrument jetzt sowohl im leisen
aber auch sehr lauten Spiel keine Aussetzer hat. Ich kann nur so meine Art zu spielen auf der Harp realisieren und ich gebe im Spiel richtig Gas.
Bei den tiefen Stimmzungen ist der Lösabstand generell größer als bei den
hohen.
Der Lösabstand ist immer eine sehr individuelle Sache. Nur durch konsequente Selbstversuche
kann man hier sein persönliches Optimum erreichen. Wenn alle Töne im leisen wie lauten Spiel problemlos realisierbar sind, stimmt die individuelle Einstellung.
Die Einstellung mit einer Fühlerlehre:
Das ist prinzipiell möglich, aber letztlich erst dann, wenn die individuellen Abstände -
Spaltmaße - bekannt sind. Dann ist es wie beim Ventileinstellen bei einem Viertaktmotor, simpel, schnell und effizient, da alle Werte für Kanal 1 bis 10 im Blasen und Ziehen festliegen würden. Man
hätte jetzt ganz konkrete Einstellwerte.
Wenn die Spaltmaße mit der Fühlerlehre nach der 1. individuellen Einstellung nachgeprüft
werden sollen, um diese zukünftig mit eine Lehre vorzunehmen, bitte folgendes beachten:
- Die Fühlerlehre muss leicht unter der Stimmzungenspitze platziert werden und die Stimmzunge
darf jetzt nicht angehoben werden. Dann stimmt das Fühlerlehrenblatt und man kann sich das Maß notieren.
- Bei Motoren geht das so, dass die Fühlerlehre nicht stramm zwischen Ventil und Kipphebel
bzw. Tassenstössel und Nockenwelle laufen darf, sondern nur mit leichtem Widerstand. Dann stimmt die Einstellung.
- Bei der Blues Harp können wir mit der Fühlerlehre keinen wirklichen Widerstand spüren, da
der Gegendruck fehlt, daher darf sich die Stimmzunge nicht bewegen, wenn die Lehre untergeschoben wird.
Sehr gut ist dieses Thema bei www.seydel1847.com dargestellt unter:
http://www.seydel1847.de/epages/Seydel1847.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/Seydel/Categories/Configurator/Config_Welcome/Workshop/Reparatur/Loeseabstand