Andere Harmonika Hersteller und –Typen
Es ist immer interessant und auch wichtig, sich anderen Harp-Modellen und Herstellern zu
widmen, um das für sich persönlich geeignete Instrument zu finden.
Jedes Modell hat bestimmte Eigenschaften:
Der Ton unterscheidet sich teilweise bei den Harps ganz gewaltig. Die einen
klingen eher höhenlastig, also sehr perkussiv und knackig, die anderen sind eher mittenlastig und damit weicher und wärmer im Klang. Ich benutze z.B. als Backup bei Auftritten Lee Oskar Harps, mit
denen ich persönlich sehr gut zurecht komme, da diese gut in der Hand liegen und bei mir einfach länger halten. Bei Auftritten bevorzuge ich in erster Linie die Seydel 1847 Classic mit
Stahlstimmzungen und Holzkanzelle. Dieses Modell entspricht meiner Art zu spielen perfekt: laut, knackig und extrem haltbar.
Die Ansprache ist bei jedem Modell unterschiedlich. D.h. einige Harps lassen
sich sehr leicht anspielen und auch besser benden. Das liegt an der Luftdichtigkeit der Instrumente und natürlich der verwendeten Stimmzungenlegierung, denn diese beeinflußt das Schwingungsverhalten
des Instrumentes erheblich. Dies ist allerdings auch wieder ein subjektives Empfinden und nur durch Ausprobieren von Instrumenten zu definieren. Hier ist es ganz wichtig zu beachten, dass einige
Spieler etwas Gegendruck bevorzugen und damit besser zurecht kommen, als wenn die Töne ganz leicht anspielbar sind. Das ist ein typisches Thema für alle Blasinstrumentalisten. Ich nehme am liebsten
ganz leicht ansprechende Instrumente. Wer dies bevorzugt, sollte einmal Instrumente mit Legierungen aus Phosphor-Bronze und Stahlstimmzungen ausprobieren:
- Die Phosphor-Bronze Legierungen sind extrem leicht in der Ansprache und
dabei im Sound wunderbar weich. Gitarristen kennen die Legierungen bei den Seiten für Akustikgitarren.
- Stahlstimmzungen sprechen genauso leicht an wie die Phosphor-Bronze
Legierungen, sind aber 4 bis 5 mal haltbarer, erheblich lauter aber auch deutlich schärfer im Sound. Hier fehlt die weiche Komponente, wobei dieses vermeintliche Manko durch den Spieler natürlich
hervorragend über die akutischen Effekte kompensiert werden kann.
Das Handling ist ganz entscheidend für ein entspanntes Spiel. Nur wenn eine
Harp gut in der Hand liegt, kann man vernünftig spielen. Hier heißt es wirklich ausprobieren, denn es gibt hier doch einige nicht unerhebliche Unterschiede:
- An der Spielfläche sollten keine überstehenden Kanten von den Stimmplatten
hervorstehen
- und auch an den Seiten sollten keine Ecken und Kanten vorkommen, die einen eventuell beim
Spiel erheblich behindern können.
- Interessant ist es auch, die unterschiedlichen Gewichte der Instrumente zu
betrachten.
Ich persönlich bevorzuge ein Instrument mit einem hohen Gewicht und es muss bei mir zwingend
alles abgerundet und bündig sein.
Das Material ist ein ganz entscheidender Faktor:
- Wenn man eine Allergie gegen bestimmte Nickellegierungen hat, die teilweise bei den Deckeln
verwendet werden (hier bilden sich beim Spiel Bläschen auf den Lippen), sollte man nur verchromte oder lackierte Deckel verwenden.
- Aber auch das Material des Kanzellenkörpers ist wichtig.
- Alu und Kunststoff haben den Vorteil, daß sie ein Gleiten
auf der Harp erheblich erleichtern.
- Alu klingt sehr scharf und erzeugt einen brillianten Ton, da hier die
Höhen sehr schön betont werden. Alu hat noch die positive Eigenschaft, zumindest für mich, schwer zu sein. Man
hat halt das Gefühl, aufgrund des Gewichtes, etwas in der Hand zu halten. Bei Seydel ist hier das Modell 1847 Nobel zu empfehlen. Extrem laut, sehr scharfer Sound. Perfekt für harte, schnelle
Sounds.
- Edelstahl ist in der Klangentfalten gewaltig. Hier bekommt einen satten, vollen Sound. Hier sind die Welten von Holz
und Alu vereint: Der Sound ist nicht zu weich, aber auch nicht zu höhenlastig. Dieses Material wird in der 1847 Lighning von Seydel verbaut und sollte jeder mal ausprobiert haben. Nur soviel: Es
lohnt sich.
- Kunststoff klingt eher neutral. Dieses Material wird von allen Herstellern
gerne genommen. Ein sehr schönes Beispiel ist hier die Session Steel von Seydel.
- Holz hat den Vorteil etwas wärmer zu klingen. Der Nachteil ist teilweise,
je nach der Holzsorte und Versiegelung, das Aufquellen nach Kontakt mit Feuchtigkeit. Dieses Problem tritt z.B. bei der alten Marine Band von Hohner auf. In diesem Fall muß man das Instrument nach
behandeln, so daß kein Sägeblatteffekt auftritt, also man sich nicht die Lippen an der aufgequollenen Spielfläche aufreißen kann. Wobei im Regelfall inzwischen generell nur noch die Hölzer verwendet
werden, die nicht mehr so stark aufquellen, wie z.B. die „Blues-Harp“ von Hohner. Inzwischen werden die Hölzer aber entsprechend versiegelt, so dass hier keinerlei Probleme mehr entstehen.
Der Vorteil von Instrumenten mit aufquellendem
Holzkanzellenkörper: Sie sind nach dem aufquellen absolut Luftdicht und lassen sich wirklich perfekt und leicht spielen. Die Voraussetzung hierfür ist allerdings die Bearbeitung der Kanzelle im
aufgequollenen Zustand, damit die Spielfläche beim Spiel absolut bündig mit den Enden der Stimmplatten ist und nichts mehr übersteht. Die perekte Harp mit
mehrfach versiegeltem Holzkörper ist die 1847 Classic von Seydel. Hier werden sich die meisten Spieler pudelwohl fühlen, einfach mal ausprobieren.
Verschiedene Tonarten sind sehr motivierend beim Üben, da die Sounds anders
sind:
- Wenn man nur eine C-Dur Harp besitzt, sollte man sich erst einmal die tieferen Stimmungen
wie z.B. G, A, oder Bb zusätzlich anschaffen. Hier ist der Klang besonders attraktiv, da die Harps viel tiefer klingen. Zudem kommt man um den Kauf von Harps mit anderen Tonarten nicht herum, wenn
man zu einer CD jammen oder auf die Bühne möchte.
Welche Harps braucht man in der Regel, um die meisten Stücke abdecken zu
können:
Harp Zu spielende Tonart in der
2. Position
C G
D A
F
C
G
D
A
E
Bb F
Die Haltbarkeit der
Harps ist ein heikeles Thema, denn diese hängt sehr stark von der individuellen Spielweise, der Stimmzungenlegierung sowie der Pflege ab. Einige Spieler verwenden einen sehr starken Luftstrom und
andere einen eher verhaltenen. Ich habe schon einige Harps innerhalb von 1-2 Wochen kaputtgespielt, da die hier verwendete Stimmzungen-legierung meine Spielweise schlicht nicht vertragen hat. Ganz
wichtig bei diesem Thema: Vor dem Spielen sollte die Harp kurz angewärmt werden, damit sie länger hält. Ein kaltes Instrument geht ganz schnell kaputt. Ein paar mal kurz in die Harp gehaucht und das
reicht schon. So mache ich es immer vor Auftritten und kann dann sofort Gas geben, ohne das die Harps Schaden nehmen.
Jetzt verwende ich als Harp Backup bei Auftritten Tombos „Lee Oskar“ und auf der Bühne von
Seydel das Modell "1847 Classic" und habe keine Probleme mehr.
Tipp:
Man sieht hier schon, dass es schwer ist, sein Ideal zu finden und man leider immer
Kompromisse eingehen muss. Die Ideale in Form von Ansprache, Handlage, Lautstärke, warmer oder knackiger Sound und langer Haltbarkeit dürften als Einheit schwer zu bekommen sein. Daher muss jeder
Spieler seinen Bedürfnissen entsprechend schauen, was er braucht. Ganz wichtig bei der Wahl des Instrumentes ist der Musikstil in dem man sich überwiegend bewegen will und die eigene Art zu
spielen.
Grundsätzlich ist der Kauf anderer Harp-Modelle sehr subjektiv zu sehen. Versucht daher
wirklich immer mal wieder andere Modelle und Hersteller. Vergleicht so lange, bis ihr euer Ideal gefunden habt. Alle Hersteller haben äußerst interessante Modelle im Programm.
Für mich sind folgende Modelle wirklich empfehlenswert:
Hohner:
http://www.hohner-cshop.de
- Golden Melody: Kunststoffkanzelle, gute Ansprache
- Spezial 20: Kunststoffkanzelle, gute Ansprache
- Cross Over: Bambuskanzelle, versiegelt, gute Ansprache
- Marine Band Deluxe: Holzkanzelle mit Schellack versiegelt, gute
Ansprache
Suzuki:
http://www.suzuki-harmonicas.com
- Pro Master oder Hammond: Alukanzelle, leichte Ansprache
- Modell 500 + 550, Manji: mit Phosphorbronze Stimmzungen, Holzkörper, sehr
leichte Ansprache
- Suzuki hat eine wirklich perfekte industrielle Fertigung und die Harps sind sehr
haltbar.
Tombo - Lee
Oskar:
https://www.gewamusic.com/products/1322/harmonicas.html
- Lee Oskar: Kunststoffkanzelle, komplett rostfrei und sehr haltbar, gute
Ansprache.
- Hier wurde seit den 80er Jahren keine Veränderung mehr vorgenommen und sie haben Recht, denn
warum etwas ändern, was sehr gut funktioniert. Deshalb ist dies mein Backup bei Auftritten.
Seydel:
http://www.seydel1847.de
Die einzige noch verbliebene deutsche Mundharmonika
Manufaktur mit der kompletten Fertigung in Deutschland. Toller
Service, extrem schnelle Lieferung von Ersatzteilen, Harps und
Zubehör rund um die Harp.
- 1847: Stahlstimmzungen vom Feinsten, zu bekommen mit vollversiegelter
Holzkanzelle und ergonomischer Spielfläche oder mit Kunststoffkörper bzw. Alukanzelle und Edelstahlkanzelle mit ergonomischer Spielfläche. Hervorragende Qualität und daher für mich das beste
Serieninstrument auf dem gesamten Markt!
- Solist Pro: ergonomische Spielfläche, voll versiegelter Holzkörper, gute
Ansprache
- Favorite: Aluminiumkörper mit ergonomischer Spielfläche, gute
Ansprache
- Solist Pro 12: Holzkanzelle mit ergonomischer Spielfläche und guter
Ansprache. Hier sind die unteren 3 Kanäle noch einmal 1 Oktave tiefer gedoppelt. Einfach ein herrlicher Sound, unbedingt empfehlenswert, schon wegen dem Mehr an Möglichkeiten im Spiel.
- Session Steel: der Einstieg in die Profiliga. Stahlstimm-zungen, alles
abgerundet, hervorragend spielbar. Der Kompromiss zu den deutlich teureren "1847" Modellen.
- Session: ein hervorragendes Instrument gerade für den Einstieg, gute
Ansprache, kein Überstand von Ecken und Kanten, alles ist abgerundet.
Hier ist ein Video mit dem Vergleich verschiedener Blues Harps von diversen Herstellern:
https://youtu.be/XHc1tb0yth0